Am 5. September 2016 wurde das von Ihnen unterzeichnete Schreiben von dem französischen Künstler Daniel Buren persönlich an den Vizepräsidenten der Europäischen Kommission, Herrn Andrus Ansip, überreicht. Die Liste aller Unterzeichner wird an den Präsidenten der Europäischen Kommission, Herrn Jean-Claude Juncker, übermittelt.
Am 14. September 2016, eine Woche vor dem angekündigten Termin am 21. September, hat die Europäische Kommission ihr „Urheberrechtspaket” vorgelegt.
Über 22.000 Kreativschaffende haben das Schreiben an Herrn Juncker unterzeichnet. Wir sind überzeugt, dass diese Initiative einen entscheidenden Einfluss auf den gestern vorgelegten Text hatte. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Der aktuell im Online-Bereich stattfindende Wertetransfer wird von der Kommission nicht länger ignoriert, sondern unter dem Begriff „value gap“ offen thematisiert. Es wird anerkannt, dass Plattformbetreiber nicht von der Nutzung kreativer Inhalte profitieren dürfen, ohne die Schöpfer der Werke angemessen an den Einnahmen zu beteiligen.
Die Diskussion hat allerdings gerade erst begonnen. Auch wenn der Vorschlag der Kommission das Problem anerkennt und einen ersten Schritt darstellt, kann damit eine faire Beteiligung der Kreativschaffenden noch nicht sicher gewährleistet werden.
Der Text wird nun im Europäischen Parlament und von den 28 Mitgliedstaaten (Rat der EU) diskutiert.
Es ist entscheidend, dass die Stimme der Kreativschaffenden Gehör findet und das Feld nicht den Gegner des Urheberrechts überlassen wird.
Wenn Sie sich einbringen möchten, wenden Sie sich gerne an Ihre Verwertungsgesellschaft.
Sehr geehrter Herr Präsident Juncker,
Kultur hat für unsere in Vielfalt geeinte europäische Identität eine große Bedeutung – heute mehr als je zuvor. Daher ersuchen wir, Urheberinnen und Urheber aus allen Kulturbereichen, Sie um Berücksichtigung der Belange der Kulturschaffenden in dem von Ihnen angekündigten Vorschlag zum Urheberrecht. Die Kulturschaffenden ringen seit Langem um eine faire Beteiligung an der Online-Nutzung ihrer Werke.
Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist einer der wichtigsten Arbeitgeber in Europa und trägt zu Stärke und Wohlstand des Kontinents bei. Dennoch sehen sich aufstrebende Künstler und die nächste Generation von Kulturschaffenden mit einer unhaltbaren Situation konfrontiert, die es zunehmend schwieriger macht, den eigenen Lebensunterhalt zu bestreiten.
Im Internet finden unsere Werke weltweite Verbreitung. Für Verbraucher spielt der Online-Zugang zu Musik, Filmen, TV, Fotos, Bildern etc. eine immer wichtigere Rolle. Wir begrüßen den einfacheren, breiteren und schnelleren Zugang zu Werken und möchten, dass Verbraucher in den Genuss dieser Möglichkeiten kommen, sofern dies mit einer angemessenen und fair ausgehandelten Vergütung einhergeht.
Die dominanten Akteure auf dem Markt, wie YouTube, sind Plattformen, die auf von Nutzern hochgeladenen oder aggregierten Inhalten basieren, und die keine oder nur geringste Vergütungen für unsere Werke leisten. Schlimmer noch: Die Tatsache, dass diese Plattformen damit durchkommen, drückt den gesamten Marktwert von kreativen Inhalten in einer fortlaufenden Abwärtsspirale nach unten.
Start-Ups und Unternehmen mit legitimen Geschäftsmodellen sehen sich ineffizienten Marktbedingungen ausgesetzt. Kulturschaffenden wird fortwährend Schaden zugefügt. Es ist an der Zeit, dem ein Ende zu setzen! Wir wollen, dass kreative und künstlerische Lebenswege möglich und auch für die nächste Generation von Europäern eine berufliche Option bleiben.
Die Tragweite des Problems erfordert mehr als nur kleinere Reparaturen. Der Gesetzgeber muss anerkennen, dass Plattformen, die eine maßgebliche Rolle bei der Zugänglichmachung von urheberrechtlich geschützten Inhalten spielen – ob vom Nutzer hochgeladen oder aggregiert – sich nicht länger der Verantwortung für ihre das Urheberrecht betreffenden Aktivitäten entziehen dürfen.
Kulturschaffenden weltweit entsteht durch die nicht mehr zeitgemäße Gesetzgebung ein erheblicher Schaden. Überall auf der Welt werden sich Regierungen dieser Realität bewusst. In Europa bietet sich jetzt die Gelegenheit, eine Bewegung anzuführen, die den Markt wieder ins Gleichgewicht bringt und Kulturschaffenden, Verbrauchern und kleineren Unternehmen gleichermaßen zugute kommt.
Wir bitten Sie, Herr Präsident, alles in Ihrer Macht stehende zu tun, damit die Reform des Urheberrechts ihren Zweck erfüllt. Eine Reform, die keine wirtschaftlichen und rechtlichen Schlupflöcher für Trittbrettfahrer toleriert, sondern Kreativität und Wirtschaftswachstum in Europa stärkt.
Über 22 000 Kreativschaffende haben das Schreiben unterzeichnet.
Hier nur einige der Erstunterzeichner des Schreibens an Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker:
- Agnieszka Holland, Filmregisseurin (PL)
- Air, Musikduo (FR)
- Albert Uderzo, Zeichner (FR)
- Alejandro Sanz, Musiker (ES)
- Alex Christensen, Songwriter, Produzent (DE)
- Andrea Bocelli, Sänger und Songwriter (IT)
- Andreas Bourani, Sänger, Songwriter (DE)
- Angélique Kidjo, Sängerin, Songwriterin udn Komponistin (VP der CISAC)
- Bill Whelan, Komponist,Musiker (IE)
- Brendan Graham, Songwriter (IE)
- Charles Aznavour, Komponist, Sänger, Schauspieler (CH)
- Daniel Buren, Bildender Künstler (FR)
- David Guetta, DJ, Remixer (FR)
- Ennio Morricone, Komponist (IT)
- Frida Gold, Band (DE)
- Iain Archer, Sänger, Songwriter (UK)
- Jean-Jacques Goldman, Sänger, Songwriter (FR)
- Jia Zhang-ke, Drehbuchautor, Regisseur (VP der CISAC)
- Jimmy Hogarth, Songwriter (UK)
- Justice, Electro Musikduo (FR)
- Klaus Meine, Sänger, Songwriter (The Scorpions) (DE)
- Marcelo Piñeyro, Drehbuchautor, Regisseur (VP der CISAC)
- Mimis Plessas, Komponist (GR)
- Ousmane Sow, Bildhauer, Bildender Künstler (VP der CISAC)
- Pedro Almodóvar, Filmregisseur (ES)
- Smudo, Songwriter (Die Fantastischen Vier) (DE)
- Wolfgang Niedecken, Sänger, Songwriter (BAP) (DE)
Die Liste aller Unterzeichner finden Sie hier.